Frauenrechtsorganisationen und geschlechtsspezifische Gewalt in Südafrika
Südafrika ist Weltmeister. Laut der International Crime Police Organisation (Interpol) nimmt es unter 89 Ländern seit Jahrzehnten den Spitzenplatz in der brutalen Disziplin der Vergewaltigungen ein. Schätzungen zufolge gibt es jährlich etwa 1,5 Millionen sexuelle Übergriffe. Die Opfer sind in erster Linie junge Afrikanerinnen aus einem sozial-ökonomisch zerrütteten Umfeld. Die Zahlen schmerzen, auch wenn sie viele nicht wahrhaben wollen. Selbst der südafrikanische Regierungschef Thabo Mbeki zweifelt sie an und sieht in ihnen eine Strategie, ein negatives Bild von Südafrika zu verbreiten und der Regierung zu schaden.
Die Autorin Rita Schäfer beleuchtet die historischen Hintergründe und kulturellen Legitimationen unterschiedlicher Gewaltformen. Vor allem aber untersucht sie in ihrer Studie die Arbeit von Frauenrechtsorganisationen. Sie dokumentiert dabei den Wandel, den sie mit dem Ende der Apartheid 1994 vollzogen haben: Waren sie lange Zeit Teil der Befreiungsbewegung und ordneten spezifische Belange dem allgemeinen Kampf gegen das Apartheid-Regime unter, so arbeiten viele von ihnen heute als Nichtregierungsorganisationen. Allerdings, so bemängelt Schäfer, sei die Nähe zur Regierung noch sehr groß. Sie hielten sich mit kritischen Stellungnahmen zurück und übernähmen zudem Beratungsangebote, die eigentlich der Staat finanzieren sollte.
Das dicke und dicht bedruckte Buch untersucht das Thema geschlechtsspezifische Gewalt umfassend und klar. Die Autorin beleuchtet das Phänomen nicht nur in historischer Perspektive, sondern auch in seinen ökonomischen, kulturellen, religiösen und politischen Facetten. Außerdem geht sie auf die verschiedenen sozialen Gruppen in Südafrika ein und untersucht deren jeweilige Männlichkeitsbilder.